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Grußwort des Bundesministers des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier, zum deutsch-türkisch-armenischen Konzertprojekt des Dresdner Sinfoniker

„Die Deportation der armenischen Bevölkerung aus Anatolien liegt rund hundert Jahre zurück. Doch die offizielle Versöhnung des armenischen und des türkischen Volks über die Ereignisse in den Jahren 1915/16 steht weiter aus.

Umso wichtiger sind Impulse für einen neuen, konstruktiven Dialog. Gerade künstlerischer und kultureller Austausch auf dem Gebiet der Musik kann hierbei einen unschätzbaren Dienst erweisen.

Das Konzertprojekt aghet – ağit, das die Dresdner Sinfoniker gemeinsam mit dem Gitarristen und Komponisten Marc Sinan initiiert haben, führt Publikum und Künstler aus der Türkei und Armenien sowie aus Deutschland zusammen. Beispielhaft realisiert diese interkulturelle und internationale Zusammenarbeit so den Schulterschluss zwischen Angehörigen der ehemaligen Konfliktparteien. Gemeinsam treten die Künstler für eine friedlichere und gerechtere Zukunft ein.

Eine türkische Komponistin sowie ein armenischer und ein deutscher Komponist verleihen gemeinsam mit den beteiligten Musikern nicht nur den Toten eine Stimme, sondern sie schaffen auch den Brückenschlag zur jüngsten Geschichte von Hass und Gewalt. Doch wie bereits bei den vorausgegangen Projekten der Dresdner Sinfoniker – Dede Korkut, Hasretim oder Cinema Jenin – verharren die Beteiligten nicht im Hass, sondern rufen zur Versöhnung auf.

Musikalischer Kooperationspartner ist unter anderem das No Borders Orchestra, das Interpreten aus allen Staaten des ehemaligen Jugoslawien vereint und bereits ein Netzwerk in allen Ländern dieser Region etabliert hat – über alle Grenzen, politischen und ethnischen Auseinandersetzung hinweg.

Ich bin überzeugt: Nur wer die Träume und Traumata des anderen kennt und anerkennt, kann sich gemeinsam auf den Weg machen zu den helleren Seiten unseres Kontinents. Aghet – ağit ist einer der Leuchttürme auf diesem Pfad.“