Dresdner Neueste Nachrichten
Im Zeichen des Wilden und des Wandels
10. September 2019
Andreas Nattermanns Abschiedsspielzeit im Societaetstheater startet mit einem Dada-Spektakel.
Die neue Spielzeit am Societaetsheater steht im Zeichen des Wandels und endet erstmals mit Walpurgisnacht. Denn dann wird Geschäftsführer Andreas Nattermann feierlich in die verdiente Rente gehen und Heiki Ikkola das Zepter im übernehmen, um die 21. Spielzeit der Neuzeit des Bürgertheaters in Dresdens Barockviertel gediegen zu Ende zu führen.
Doch, so betonten beide im Vorfeld, werde dieser Wechsel – ganz entgegen der üblichen Sitte heutzutage – als kollegialer Wandel zelebriert, werden die Geschäfte genau wie gelassen übergeben und die Maifeier keine Revolution, wobei bislang nur der Spielplan bis dato vorgestellt wurde. Doch der hat es in sich: zwei Festivals und sechs Premieren, wobei mit „The Sound of Bronkow“ als musikalisches Vorspiel von Kumpels & Friends schon eines davon geschafft ist und auch in der zehnten Auflage zum Fest geriet, bevor es 2020 in eine Denkpause gehen will (DNN berichtete).
Auch die erste Theaterpremiere lässt aufhorchen: „Wie Dada nach Dresden kam“ widmet sich als Uraufführung den wilden Zeiten vor just 100 Jahren. Denn da brach der Dadaismus als künstlerische Gesellschaftsform in die konservative Welt der frisch königslos-revolutionierten Hauptstadt der Freien Kurzzeitrepublik Sachsen mit arg bleihaltiger Luft ein. Komponisten wie der Prager Erwin Schulhoff oder Maler wie Kurt Günther, Otto Griebel und Otto Dix widmeten sich bis 1922 offensiv mit skurrilen Aktionen oder Aufführungen einer Revolte gegen Zeitkunst.
Nun finden Cie. Freaks und Fremde, verstärkt um Musikus Tobias Herzz Hallbauer sowie Markus Rindt als Intendant der Dresdner Sinfoniker zwecks Ständchen oder Ode zueinander, bereiten sich intensiv samt Puppen und Instrumenten vor, wollen aber zuvor artgerecht nicht den ganzen Akt als Durchlauf proben. Wenn die intellektuelle Begeisterung bei der Präsentation halbwegs auf die Bühne kommt, steht ein improvisiertes Spektakel bevor, was aber wohl nur zwei Mal am 13. & 14. September erlebbar sein dürfte. Mit auf dem DD-Dada-Dampfer dabei: Tom Quaas, auch als Sänger und in Frauenrolle. Damals war es übrigens so, dass alles andere als ein Abbruch via Skandal plus Saalprügelei nicht als Erfolg gegolten hätte.