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DRÜBEN
Eine deutsche Zeitreise

DRÜBEN
Eine deutsche Zeitreise
Mit einem besonderen Konzert richten die Dresdner Sinfoniker ihren Blick auf die deutsche Wiedervereinigung vor über 30 Jahren. Sie lassen ihr Publikum Geschichte atmen und hautnah spüren, was es hieß, getrennt zu sein und sich wieder zu begegnen. Gleich beim Einlass wird es ernst: Die Ankommenden werden zufällig getrennt. Es entscheidet, ganz wie damals, das Schicksal. In Ost und West geteilt wird nicht nur das Publikum, sondern der gesamte Konzertsaal des Kulturpalastes. Das bedeutet, „DDR-Bürger“ und „Westdeutsche“ erhalten Einlass zum Saal ausschließlich auf der östlichen oder westlichen Seite. Und dann wird endgültig klar, was gespielt wird: Mittig durch sämtliche Zuschauerreihen und das Orchester-Podium verläuft eine Schneise, ein Grenzstreifen zwischen den beiden Blöcken in Ost und West. Auf einem Grenzposten inmitten der Mauer bezieht der Dirigent Jonathan Stockhammer seine Position, um von dort aus beide Orchesterhälften zu leiten.
Während man noch seine Reihe und seinen Platz sucht, interagiert eine Gruppe von Schauspielern in kleinen Spielszenen mit dem Publikum. Es geht um die beiden Deutschlands, die Eigenheiten ihrer Systeme vor dem Fall der Mauer, gleichzeitig beginnt auf der Bühne die Musik zu spielen. Markus Lehmann-Horn verarbeitet in seiner Auftragskomposition für geteiltes Ensemble die Dramen deutsch-deutscher Vorwendezeit. Ihm geht es um die allgegenwärtigen Mauern in den Köpfen, die vielleicht nur mit Mitteln der Kunst zum Einsturz gebracht werden können. Gegen Ende des Werks löst sich dann die Mauer wirklich auf, musikalisch und ganz real. Ohne räumliche Trennung folgt nach der Konzertpause eine Uraufführung der britischen Komponistin Charlotte Bray, Jahrgang 1982. Sie weitet in ihrer Musik die Perspektive über das Ende des Kalten Krieges und über die rein deutsche Sicht hinaus und transportiert eigene biografische Momente. Am Schluss des Konzerts schließlich steht als Kontrast das Konzert für Klavier und Bläser von Igor Strawinsky. Deutlich verweist er in dem 1923/24 in Paris entstandenen Werk auf barocke Formen, verbindet diese aber mit komplexen Rhythmen und rasend-schnellen Jazzpassagen, über die er große Melodiebögen spannt. Das Ergebnis ist ein farbiges Meisterwerk von virtuoser Leichtigkeit – gespielt vom Konzertpianisten Andreas Boyde.
„DRÜBEN. Eine deutsche Zeitreise‟ will mit Mitteln der Musik und des Theaters für unsere Geschichte sensibilisieren. Es erinnert an das Ende des Kalten Krieges und lenkt den Blick auf die Gegenwart, in der neue Konflikte aufbrechen.
Eine Kooperation der Dresdner Philharmonie und der Dresdner Sinfoniker. Das Projekt wird von der Stiftung Kunst und Musik für Dresden und im Sonderprogramm „Kulturland 2022. Sachsen als Bühne“ gefördert.
Im Rahmen von: Bleibt neugierig. Kulturstadt Dresden 2022 – ein Programm von:

Termin
03. Oktober 2022 | 18:00 Uhr | Dresden
Kulturpalast Dresden
Konzert zum Tag der Deutschen Einheit
Tickets ab sofort hier.
Ob Sie allerdings Ihren Platz in der DDR oder in der Bundesrepublik einnehmen werden, entscheidet der Zufall…
Programm
Markus Lehmann-Horn – Auftragswerk für geteiltes Orchester
(2022, Uraufführung)
Charlotte Bray – Auftragswerk für wiedervereintes Orchester
(2022, Uraufführung)
Igor Strawinsky – Konzert für Klavier und Blasorchester
(1923/24)
Dresdner Sinfoniker auf Einladung der Dresdner Philharmonie
Jonathan Stockhammer, Dirigat
Andreas Boyde, Klavier
Tom Quaas, Regie
Christoph Püschner / Zeitenspiegel, Fotos



