Süddeutsche Zeitung
Sinfoniker verwandeln Plattenbausiedlung in Konzertsaal
12. September 2020
Dresden (dpa/sn) – Die Dresdner Sinfoniker haben den zentralen Platz im Plattenbauviertel Prohlis im Osten Dresdens in einen Openair-Konzertsaal verwandelt. Mehrere hundert Menschen haben am Samstagabend das musikalische Geschehen von den Fenstern, den Grünflächen des Wohngebietes und den Parkplätzen vor einem Einkaufszentrum aus verfolgt. Sechzehn Alphörner, neun Trompeten, vier Tubas und vier Dà Gǔ-Trommeln erfüllten teilweise von den Dächern der Hochhäuser aus den Raum über dem Platz mit Klang. Die Alphornisten spielten in etwa 50 Metern Höhe von vier 17-Geschossern aus fast wie von Berg zu Berg. Einige der Musiker auf den Hochhausdächern waren mit Gurten gesichert.
Die Menschen am Boden quittierten das Konzert mit Beifall. Einige reckten Aufnahmegeräte in die Höhe oder versuchten das Geschehen mit der Kamera ihres Smartphones im Bild festzuhalten.
Eigens für das Projekt hatte der Komponist Markus Lehmann-Horn das Werk „Himmel über Prohlis“ geschrieben. Den Anfang machte allerdings die Eröffnungsfanfare der Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles. Räumlich verteilt spielten die Blechbläser die Echochöre des Venezianers Giovanni Gabrieli (1557-1612), die er vor mehr als 400 Jahren für den Markusdom komponiert hatte. Klänge von „Freude schöner Götterfunken“ aus Beethovens 9. Sinfonie beendeten den Abend. Das 1998 gegründete Orchester setzt sich aus Künstlern der Freien Szene und Musikern namhafter Orchester aus dem In- und Ausland zusammen.