Aktuelles
Newsletter des Cinema Jenin e.V.
10. Dezember 2016
Liebe Freunde und Unterstützer von Cinema Jenin,
Verschiedene Zeitungen haben in den letzten Wochen über das Ende von Cinema Jenin berichtet. Jetzt, nach Monaten der Verhandlungen, müssen wir leider zur Kenntnis nehmen, dass Cinema Jenin seine Türen für immer schließt.
Die Besitzer von Cinema Jenin haben entschieden, das Kino an einen Investor zu verkaufen, der ein Einkaufszentrum an seiner Stelle errichten wird.
Cinema Jenin kam 2014 das erste Mal in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Nach fünf Jahren großzügiger finanzieller Unterstützung musste sich die Evangelische Kirche in Frankfurt anderen Projekten zuwenden. Um erneut Aufmerksamkeit auf das CJ Projekt zu lenken, haben wir letztes Jahr eine Benefiz-Tour mit dem Film CINEMA JENIN durch Deutschland, die Schweiz, Österreich und Liechtenstein organisiert. Doch leider konnten wir nur sehr kleine finanzielle Mittel akquirieren. Zur selben Zeit lief auch unser 8-Jahres-Vertrag aus und die Besitzer kündigten eine massive Mietpreiserhöhung an, viel mehr als Cinema Jenin bezahlen konnte. Schließlich stand die Entscheidung der Besitzer, das Kino zu verkaufen.
Dr. Lamei, der die Leitung des Kinos nach der Eröffnung 2010 übernommen hat, versuchte alles, um Cinema Jenin zu retten. Er kontaktierte das Kultusministerium in Ramallah, er sprach mit der Palästinensischen Autonomiebehörde, und er traf sich mit dem Gouverneur von Jenin. Doch leider waren Bemühungen vergeblich.
Als ich vor 2 Monaten die Nachricht von Dr. Lamei erhielt, dass die Besitzer Cinema Jenin verkaufen möchten, haben wir unverzüglich das deutsche Außenministerium kontaktiert und um dessen Mithilfe in dieser schwierigen Situation gebeten. Letztendlich wollte sich jedoch niemand für das Kino verantwortlich zeigen.
Als ich die ersten Bilder sah, wie die Bühne des Kinos eingerissen wurde, war das ein sehr schmerzhafter Moment. So viele Menschen haben mit großer Leidenschaft, ihre Arbeit, Zeit und Geld investiert, um diesen verlassenen Ort wiederaufzubauen, und nun wird all dieses wunderschöne Kino für ein Einkaufszentrum zerstört.
Ja, es wurden viele Träume zerstört, auch Dr. Lameis Traum, das Kino, das einst sein Vater gebaut hat, wieder zum Leben zu erwecken. Dennoch, das Projekt Cinema Jenin war nicht umsonst. So viele Freundschaften und Beziehungen sind dabei entstanden, Freundschaften zwischen Menschen, die sich sonst nie getroffen hätten. Sie werden weiter bestehen.
Danke – an alle, die geholfen haben, diesen einzigartigen kulturellen Ort zu schaffen.
Danke an alle Personen, Institutionen und Firmen, die das Kino über Jahre hinweg unterstützt haben.
Und ein großes Danke an diejenigen, die an diesen Traum geglaubt haben – auch wenn er nur für so kurze Dauer Bestand hatte…
Das Gästehaus wird vorerst weiterbestehen. Ein Großteil der Kino-Ausstattung wird an das Freedom Theater gehen, um dort in einem kleineren Kino eingesetzt zu werden. Auf diese Weise wird zumindest ein Teil von Cinema Jenin weiterleben und mit dem Andenken an Juliano Mer Khamis und des Freedom Theaters verbunden bleiben – denn das Freedom Theater im Flüchtlingslager Jenin ist und bleibt ein fortlaufender und lebendiger kultureller Treffpunkt in Jenin.
Marcus Vetter und das Cinema Jenin Team