Kategorie: Medienecho

Hasretim: Abendblatt

Hamburger Abendblatt

Musikexpedition nach Anatolien

01. August 2011

Das Schleswig-Holstein Musik Festival zeigte auf Kampnagel „Hasretim“ – eine wunderbare Reise zu Menschen und ihren Instrumenten

Wie Reisefieber klingt, zeigte die musikalisch-filmische Collage „Hasretim – Eine anatolische Reise“, die am Sonnabend im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals auf Kampnagel aufgeführt wurde. Mit einem Bild des majestätischen Bosporus begann diese Musikexpedition entlang der anatolischen Schwarzmeerküste. Dazu zupften der Gitarrist und Komponist Mark Sinan und ein Bassist einige melancholische Klänge. Erst nach und nach strömten mehr Musiker aufs Podium und woben ihre Stimmen ein in eine immer erregendere Klangfläche, die man wahlweise mit Reisefieber oder den Bildern der pulsierenden Megapolis Istanbul assoziieren konnte.

Sinan und sein Koautor Markus Rindt sind auf ihrem Weg durch Nordostanatolien wunderbaren Menschen und Instrumenten begegnet: einem Schafhirten mit verwittertem Gesicht und rauen Arbeiterhänden, der die Geheimnisse der Zirkularatmung perfekt beherrschte und auf einer archaischen Flöte einen endlosen Strom dionysischer Töne produzierte. Oder Dudelsäcken, die so rau und erdig klangen, dass man meinte, die Musik tasten und riechen zu können. Zusammen mit dem Arrangeur Andrea Molino hat Sinan zu diesen Aufnahmen anatolischer Volksmusiker einen Soundtrack hinzukomponiert, der die Ursprünglichkeit und Vitalität von deren Musik perfekt auf die Möglichkeiten eines modernen, um einige Volksmusikinstrumente erweiterten Orchesters überträgt.

Die Dresdner Sinfoniker unter der Leitung von Jonathan Stockhammer erwiesen sich bei dessen Umsetzung als extrem wandlungsfähiges und virtuoses Solistenensemble. So gut war dieser Soundtrack, dass man den Komponisten wohl verzeihen muss, dass sie sich ein wenig zu sehr in den Vordergrund drängten. Gerne hätte man den Menschen, die in kleine Schnipsel geschnitten im MTV-Tempo über fünf Leinwände flimmerten, intensiver zugehört. Wem Bilder und Soundtrack im ersten Teil zu dominant gewesen sein sollten, der wurde aber in den letzten 20 Minuten versöhnt von dem elegischen Duo zwei türkischer Flötisten und einem kollektiven Abschiedsgesang, der zur majestätischen Ruhe des Anfangs zurückkehrte.


Hasretim: NMZ

Neue Musikzeitung

Sonderpreis der Deutschen UNESCO Kommission für Marc Sinan

13. Juli 2011

Mit einem Sonderpreis im Rahmen des YEAH! Young EARopean Award ehrt die Deutsche UNESCO-Kommission den türkisch-armenischen Musiker Marc Sinan und die Dresdner Sinfoniker für die Konzertinstallation „Hasretim – eine anatolische Reise“. Live zu erleben ist das Projekt am 30. und 31. Juli beim Schleswig-Holstein Musik Festival in Hamburg und Kiel.

Angetrieben von einer großen Sehnsucht („Hasret“) nach seinen kulturellen Wurzeln machte sich der Gitarrist Marc Sinan, Sohn einer türkisch-armenischen Mutter und eines deutschen Vaters, gemeinsam mit Markus Rindt, Intendant der Dresdner Sinfoniker, in den Nordosten der Türkei auf um sich von den Einheimischen ihre Gesänge und Tänze zeigen zu lassen. Sie sammelten musikalische Dokumente einer anderen Gegenwart: Archaische Melodien erzählen von Gefühlen und Leiden, vom Lieben und Trauern der Menschen in der weiten, ungestümen Landschaft an der Grenze Armeniens.

„Wir finden Musiker, heben Schätze – jeden Tag. Ohne Ausnahme erleben wir besondere und berührende Begegnungen“, berichtete Marc Sinan von seiner kulturellen Spurensuche. Die Videodokumente der Volksmusiker hat er mit zeitgenössischer Musik von ungemeiner Kraft verwoben – das Resultat der kostbaren persönlichen Begegnungen mit den Menschen und Musikern Anatoliens. Mit eindrücklicher Kraft bewegt sich die Konzertinstallation „Hasretim – Eine anatolische Reise“ zwischen den originalen Film- und Tonaufnahmen, die als Videoprojektion zu sehen sind, und der Live-Musik des Ensembles, das aus dem Solistenensemble der Dresdner Sinfoniker sowie türkischen und armenischen Musikern besteht. Der italienische Komponist und Dirigent Andrea Molino dirigiert das multikulturelle Orchester. Das Ergebnis von „Hasretim – eine anatolische Reise“ ist eine Symbiose von Anatolien und Deutschland, von Klassik und Volksmusik, von historischen Klängen und Zukunftsmusik. Neben Kontrabass, Fagott und Cello erklingen die Flöte Kaval, die Fiedel Kemençe, die Lauten Ud und Saz, die Trommel Darbuka, die Flöte Duduk und das Oboeninstrument Zurna.

Eine inspirierende, experimentell geführte Auseinandersetzung zwischen den Kulturen – genau das ist die Botschaft dieser einzigartigen Konzertcollage, die nicht nur die Wettbewerbsjury des 1. YEAH! Young EARopean Award überzeugte. Die Deutsche UNESCO-Kommission zeichnet „Hasretim“ mit einem Sonderpreis aus, der auf den besonderen interkulturellen Horizont des Projektes abhebt. Die Auszeichnung für „Hasretim“ wird bei der Verleihung des YEAH! Award am 19. November 2011 im Schloss Osnabrück durch Christine M. Merkel, Leiterin des Fachbereichs Kultur der Deutschen UNESCO-Kommission, überreicht.

In diesem Sommer ist „Hasretim – eine anatolische Reise“ live beim Schleswig-Holstein Musikfestival zu erleben: Am 30. Juli in Hamburg (Kampnagel) und am 31. Juli in Kiel (Schloss).


Hasretim: Welt

Die Welt

Immer nur die üblichen Spitzentöneklöppler

8. April 2013

Altbekanntes Modernes beim Berliner Festival Märzmusik: Wo bleibt der echte Dialog mit dem Mittelmeerraum?

Wagner, Bruckner und Debussy, so hieß die avantgardistische Elite des späten 19. Jahrhunderts. Für uns sind sie Klassiker. Das kann den Komponisten, die bei Märzmusik antreten, dem Berliner „Festival für aktuelle Musik“, nicht passieren – was heute aktuell ist, ist morgen belanglos. Die zeitgenössische E-Musik steckt wieder mal in der Krise. Nicht etwa, weil es keine großen Komponistenpersönlichkeiten mehr gäbe. Sondern weil sie nicht gespielt werden. Auch in ihrem zwölften Jahr fördert Märzmusik kaum überlebensfähige Werke ans Licht. Trotzdem zeigen sich die Veranstalter zufrieden, 32 Aufführungen mit insgesamt 9000 Besuchern sehen sie als hinlänglichen Beweis, dass hier Relevantes geschehen ist.

Ist es wirklich relevant, weiterhin die Nischenkultur der Neuen Musik zu bedienen? Wie lange eigentlich wollen unsere Festivals moderner Musik die wichtigsten Komponisten moderner Musik noch marginalisieren? Es wäre doch so leicht gewesen, zwei der diesjährigen Kernthemen, nämlich Schlagwerkmusik und türkisch-arabische Komponisten, auf beeindruckende Weise personell zu verbinden. Doch stand schon vor dem Anpfiff fest, dass der bedeutendste Komponist der türkischen Moderne, der 1991 verstorbene Ahmed Adnan Saygun, bei Märzmusik kein Forum erhalten würde. Obwohl gerade er höchst originelle Lösungen gefunden hat, was die Durchdringung klein- und großformatiger Werke mit perkussiven Elementen betrifft. Statt seiner gab es lärmende, vierzig Jahre alte Orchesterstücke von Lachenmann und Ferneyhough, das übliche Spitzentönegeklöppel von Furrer, Mundry und Sciarrino und jede Menge elektronisches Gefiepe. Fesselnde, dicht gewebte Texturen wie Wolfgang Mitterers „rasch“ für String drums waren in der Minderheit.

Die Komponisten aus der Türkei, der Levante und dem Maghreb steuerten immer dann Gehaltvolles bei, wenn sie sich um Hybridmodelle bemühten, also um die Verschmelzung orientalisch-traditioneller und westlich-moderner Stilmerkmale. Im Rekurs auf regionale, instrumentale Eigenarten liegt nach wie vor ein gewaltiges Entwicklungspotenzial, das zeigten Onur Türkmen, Hamza el Din und Samir Odeh-Tamimi. Hasan Uçarsu, unter den lebenden Komponisten der Türkei wohl der wichtigste, war mit dem noch frischen „El Emeği“ vertreten – hier verweigert einer das Esperanto der Epigonen und sucht radikal nach persönlichem Ausdruck. Für sein neues Ensemblestück und damit für seine gesamte Ästhetik reklamiert er „eine kritische Position gegenüber den stereotypen Fließbandprodukten des Industriegewerbes.“ Mit dem Sprengstoff, der in diesem Satz steckt, ließe sich ein Großteil des gesamten Festivals versenken. Insofern war es ein kleines Wunder, vielleicht aber auch nur ein programmatischer Ausrutscher, dass ausgerechnet der Saygun- Schüler Uçarsu bei Märzmusik zehn Minuten für sich beanspruchen durfte.

Vollends ins Wunderbare führte Marc Sinans vor drei Jahren erstmals unternommene anatolische Klang- und Bilderreise „Hasretim“. Gemeinsam mit den Dresdner Sinfonikern hat der türkisch-armenisch-deutsche Gitarrist Sinan ein geradezu fabelhaftes Werk geschaffen, das die Folklore seiner Teil-Heimat beschwört. Auch die Präsentation von „Hasretim“ verriet einen ironischen, subversiven Zug. Denn die Demut anatolischer Volksmusik, gepaart mit rhythmischen und harmonischen Finessen, entlarvte gnadenlos die Leere jener konformen Massenartikel, die noch immer den Markt beherrschen. „Hasretim“ war bei Märzmusik das einzige abendfüllende Werk, das die drei thematischen Linien miteinander zu verbinden wusste. Steve Reichs berühmtes Video-Oratorium „The Cave“ erfüllt diese Bedingung nicht. Das mit der Videokünstlerin Beryl Korot entwickelte und 1993 in Wien uraufgeführte Zwei-Stunden-Epos passt zwar in die Kategorie Minidrama/Monodrama/Melodrama, bietet auch reichlich perkussive Strukturen, enthält aber nicht die geringste Spur orientalischer Musik. Der Nahe Osten ist hier nur thematisch präsent, nämlich durch die Geschichte Abrahams und seiner zwei Frauen und Söhne. Dafür wurden Israelis, Araber und Amerikaner nach der biblischen Stammfamilie befragt, ihre Antworten übersetze Reich dann in Musik. Da alle Interviewpartner englisch sprachen, liefert auch die englische Sprachmelodie das Grundmuster für die melodischen und rhythmischen Erfindungen. Was ungefähr so authentisch ist wie Verdis „Don Carlo“ auf Italienisch oder Französisch. Die musikhistorische Bedeutung von „The Cave“ mindert es freilich nicht. Wer diese Anti-Oper vor zwanzig Jahren gehört hat, erinnert sich noch gut des Schocks, der einen gleich anfangs ereilt, wenn die Sätze der Redner in Schriftform auf die Leinwand gehämmert und von Instrumentalisten und Sängern im Martellato-Ton wiederholt werden.

Die Geburt einer neuen Kunstgattung, so empfand man das damals. Auch das durch unterschiedliche Perspektiven gebrochene Sujet, Abraham als dreifacher Religionsgründer, Ismael und Isaak als Stammväter der Araber beziehungsweise Juden, das alles verschafft „The Cave“ Aufmerksamkeit und vielleicht sogar Unsterblichkeit. Rein kompositorisch stecken in den 120 Minuten allerdings viel Leerlauf und Monotonie, Reich kann keine musikalischen Höhepunkte schaffen, was anderen Minimalisten wie Philip Glass oder Michael Nyman durchaus gelungen ist.

Resümee: Die zeitgenössische Musik ist stärker und reicher, als uns das Festival Märzmusik seit Jahren glauben machen will. Sie kann so neu und gewaltig sein wie Wagner, so tiefsinnig wie Bruckner, so elegant wie Debussy. Und nicht zuletzt für das breite Publikum so faszinierend wie Wiener Klassik und Pop. Wir leben nicht mehr im Jahre 1965! Wer Gegenwartsmusik vorwiegend im defizitären Modus des Experiments und der Installation zur Schau stellt, erweist ihr keinen guten Dienst.


Hasretim: Tagesspiegel

Der Tagesspiegel

Wilde Tänze, sirrende Pfeile

23. März 2013

Halbzeit der Berliner Märzmusik: eine anatolische Reise und Großwerke aus
den sechziger Jahren.

Eine „anatolische Reise“ führt in das den musikalischen Umbrüchen im türkisch- arabischen Mittelmeerraum gewidmete Thema der Märzmusik. Unter dem Titel „Hasretim“ („Meine Sehnsucht“) zeigt sie sich als „musikalische Installation“ des türkisch-armenisch-deutschen Komponisten Marc Sinan, in deren Orchesterpart Videodokumentationen anatolischer Volksmusiker eingespielt werden. Zunächst erscheinen Ebenen mit schroffen Bergrändern in der Dämmerung, zum Krächzen vorüberflatternder Krähen, wie kein Reiseprospekt dies schöner vermöchte. Die Bühne des Kammermusiksaals füllt dazu ein eindrucksvoller Halbkreis blinkender Posaunen und Klarinetten, hochaufragender Langhalslauten und wuchtiger Trommeln: Unter der temperamentvollen Leitung von Andrea Molino findet das um türkische und armenische Gäste erweiterte Istanbuler Hezarfen-Ensemble mit Mitgliedern der Dresdner Sinfoniker zusammen. Dabei dominiert die musikalische Folklore: Die Melismen der armenischen Flöte Duduk mit durchdringendem Schalmeienklang, die Rhythmen von Darbuka und Rahmentrommel übertönen zaghafte Streicherpizzikati oder selbst Posaunen- oder Fagott-Einwürfe. Ein wenig „Eulen nach Berlin tragen“ ist das schon – auf jedem Kreuzberger Straßenfest hört man diesen Klang, und nur an fragmentarischen Zersplitterungen ist auszumachen, dass hier „modern“ weiterkomponiert wurde. Spannender wirken die Videos – die zerklüfteten, tief melancholischen Gesichter der lautenspielenden Sänger oder wilde Tänze höchst vitaler Mädchengruppen ohne jeden Schleier.

Isabel Herzfeld


Rajasthan: Münchner Feuilleton

Münchner Feuilleton

I EXIST: Das andere Indien

30. März 2017

Der Gitarrist und Komponist Marc Sinan hat keine Scheu vor komplexen Themen. Mit der Klangperformance »I EXIST – nach Rajasthan« spürt er den Ursprüngen der Roma-Kultur nach.

Die Roma sind die größte ethnische Minderheit in Europa – und stammen aus Indien. Das hat ein internationales Forscherteam dank genetischer Analysen festgestellt. 2012 veröffentlichten die Forscher der Universität Pompeu Fabra in Barcelona diese Ergebnisse. Der Musiker und Komponist Marc Sinan hörte davon, und sein Interesse war geweckt. Vier Jahre später reiste er mit einigen Freunden und Kollegen in den nordindischen Wüstenstaat Rajasthan, begab sich auf die Spuren der »indischen Roma« und kehrte mit einem Musikprojekt zurück. Am 3. April wird »I EXIST – nach Rajasthan« als abendfüllendes szenisches Konzert mit Videoinstallationen, Bühnenbild und Orchester im Technikum im Münchner Werksviertel erstmals über die Bühne gehen.

Marc Sinan, der Gitarrist, Komponist und Dozent, macht sich zu den Fragen ethnischer Minderheiten immer wieder Gedanken. Er hat einen deutschen Vater und eine türkisch-armenische Mutter. Seine armenische Großmutter hat ihm vom Völkermord an den Armeniern berichtet und erzählt, wie sie dem Tod nur knapp entkam. Das in diesem Zusammenhang entstandene Projekt »Komitas« über den armenischen Priester und Musiker gleichen Namens wurde 2015 anlässlich des 100. Jahrestags des Völkermordes aufgeführt und bot Anlass für politische Debatten, nachdem die Türkei die Aufführung verhindern wollte.

Sinans viertes dokufiktionales Musiktheater widmet sich nun den Fragen nach der Herkunft der Roma. Wie die Forscher in Barcelona herausgefunden haben, stammen alle Roma von einer kleinen Bevölkerungsgruppe ab, die vor ca. 1500 Jahren im Nordosten Indiens lebte. Von dort aus wanderten die Urahnen der heutigen rund elf Millionen Roma über den Balkan nach ganz Europa aus. Für das Projekt »I EXIST« reiste Marc Sinan bis nach Dundlod, drei Autostunden nordwestlich von Jaipur. Vor Ort entwickelte er zusammen mit einigen Künstlern eine Kombination von Musik, Videos und unterschiedlichem Tonmaterial, das er zu einem komplexen multimedialen Musiktheater kombinierte. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit der Ursprungskultur in der Ferne, inspiriert von den Mythen der alten Geschichten und den Erkenntnissen der aktuellen Forschung.

Und das Projekt wuchs zu beachtlicher Größe heran. »I EXIST – nach Rajasthan« ist eine Gemeinschaftsproduktion der Marc Sinan Company / YMUSIC mit den Dresdner Sinfonikern und steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission e.V. Initiator der Münchner Erstaufführung ist die Whitebox im Münchner Werksviertel, mit dabei sind neben Sinan und den Dresdner Kollegen auch die Sängerin Iva Bittová und für das Bühnenbild das Künstlerehepaar Damian und Delaine Le Das. Neben dem eigentlichen Konzert ist Sinans Klangkulturperformance außerdem Teil eines umfassenden Künstleraustausches, der mit dem Schwerpunkt Indien auch bildende Künstler in die Ateliers des Werksviertels holt.


Rajasthan: The Hindu

The Hindu

A stage for home grown arts

17. November 2016

Shekhawati Utsav proves that there is more to Rajasthan than forts, desert and camels.

As my taxi changes gear from highway to village-dirt-lane, a street dog barking furiously runs along side us for sometime. I can hear strains of music wafting through the morning stillness. And we head in that direction.

Musicians from the Islāmic faith singing bhajans at dawn in the courtyard of the quaint Hanuman Dhora temple, opens the festival. State Minister for Finance, Arjun Meghwal, who is here to inaugurate, sits cross-legged on the dhurrie with turbaned old men in white and women in bright red Rajasthani saris, with their heads covered. A few parked government SUVs to my left and camels to my right. Desert sand beneath my feet and peacocks looking for breakfast, complete the picture.

I am at Momasar, a small village 250 km north-west of Jaipur. It is the 6th edition of Shekhawati Utsav, organised by Jaipur Virasat Foundation that works to keep and promote traditional art forms of the state. The two-day festival showcases 200 artists from various regions and attracts a few thousand people, mostly from nearby villages, to this remote hamlet. Among the audience are also a handful of die-hard fans from abroad.

I meet a group which is from the U.S. and various European countries. “Marc and I chanced upon this festival last year and this year we are here to perform. Yes, we were suggested city gigs but we settled for this unique village one,” says Markus from Germany. In a first, this edition features a non-Rajasthani band of Marc Sinan and Iva Bittova.

With a local guide, we stroll through the maze of lanes for local attractions such as temples and century-old charming havelis. Patwari ki Haveli, an exquisite heritage building of Momasar, is the venue of ‘Music in the afternoon.’ A group of women sing welcome-songs at the massive door. Among the range of activities in the courtyard include men spinning yarn from drop-spindle, rope-making demonstration and young students of wood-craft displaying their creative works. “This reflects the motive of our Foundation – preserve and encourage tradition in all forms,” says Vinod Joshi, director of JVF and the force behind this festival, which is also about him giving back to his birth place.

Along the wall, Kathodi performers present a unique image as two men play a vertical wind instrument, a man on scraper and another rubs a thin metal rod placed over a brass plate to produce the drone effect. “They live in the forest and make their own musical instruments,” says Joshi. A flight of stairs in the haveli leads to a space, open to the skies where 80-year-old Safi Mohammed sings with gusto.

As the light starts to fade, we head to a farm. A dimly lit makeshift platform offers space for more folk art traditions. A red-turbaned, white dhoti clad man with anklets thumps his feet and moves his arms to the beat and the singing of two men playing the maante drum, a large claypot – their silhouette creates a surreal effect.

Marc and Iva’s music is a novelty for the villagers. The day ends at midnight at Taal Maidan with ‘Kuchamani Khayal,’ a performance based on the story of legendary characters Raja Harischandra and Rani Taramati. This is a folk-theatre tradition from the Nagaur region, and on the decline. The format resembles that of therukoothu.

The morning events of the next day are curated to involve children. ‘Baal Mela’ features a few thousand young boys and girls from 13 different schools in the village to get them re-acquainted with their rich roots. “This is crucial for the future of what we are now involved in,” says Joshi, who is keen on covering the entire spectrum in his quest. The children get to see artists who do not make it to the stage this year, apart from competitions and workshops.

For the grand finale in the evening, hoards of villagers stream in. The brightly lit Taal Maidan is buzzing. The Rajasthani decor for the stage is apt. A kaleidoscope of folk forms unfold that include dhol-thali, kalbeliya, gair, bhapang, kachhigodi and sahariya swang dance. It all ends in the wee hours of the morning. Though a comfortable hotel stay is some 35 km away, to experience folk art at its provenance is an experience. While Langas and Manganiars are invitees on world stage, JVF aims to bring the world to their homes.


Rajasthan: SäZ

Sächsische Zeitung

Fahrendes Musikvolk

24. März 2017

Tief an die indischen Wurzeln der Musik der Roma gehen die Dresdner Sinfoniker.

Seit jeher löst das sogenannte fahrende Volk die unterschiedlichsten Reaktionen aus. Von Neid, Angst, Bewunderung und Abscheu wird die volle Bandbreite an Emotionen entfacht. Dann und wann ertappt man sich eines lauen Sommerabends in der Zivilisation schon mal beim Tagträumen – und der Vorstellung, sein Leben völlig losgelöst von allem, im hart-holpernden Planwagen zu verbringen, dessen Gespann sich nicht sonderlich schert um Staatsgrenzen, Sprachen oder sonstige Barrieren. Ein ähnliches Gefühl muss den deutsch-türkisch-armenisch-stämmigen Musiker Marc Sinan beschlichen haben. Jemandem mit nicht eindeutigen Wurzeln gehen solcherlei Gedanken manchmal besonders nah.

„Beim Projekt ,I EXIST’ geht es ganz klar um Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit, es geht um Stigmatisierung, um Lebenskraft, es geht um die Schönheit von Kultur, die unter allen Umständen entstehen kann oder unter keinen Umständen möglich ist“, so Sinan im Interview mit der Welt-Kultur-Stiftung des Bundes. Und so geht es Sinan, gemeinsam mit der Musikerin Iva Bittová, dem Künstler-Duo Delaine & Damian Le Bas sowie den Dresdner Sinfonikern nicht nur um die mythischen Ursprünge der Roma in Rajasthan/Indien, sondern eben auch um die eigenen Wurzeln.


Rajasthan: Musik Heute

Musik Heute

Dresdner Sinfoniker folgen Spuren der Roma-Musik

31. März 2017

Dresden – Die musikalische Weltreise von Marc Sinan und den Dresdner Sinfonikern geht weiter. In ihrem neuen Projekt ergründen sie die Wurzeln der Roma im indischen Bundesstaat Rajasthan. Am (heutigen) Freitag wird „I Exist – nach Rajasthan“ im Festspielhaus Hellerau uraufgeführt, wie die Veranstalter mitteilten. Als Gäste wirken das No Borders Orchestra, die Sängerin und Geigerin Iva Bittová sowie Musiker aus Indien mit. Das szenisch aufgeführte Stück handelt „vom Überleben und der Kraft, die Sinti & Roma trotz Jahrhunderte langer Anfeindungen und dem Versuch der Auslöschung“ in der NS-Zeit überdauern ließ, hieß es in der Ankündigung.

„Das Publikum erwartet ein durchkomponiertes, szenisches Konzert, in dem sich Marc Sinans zeitgenössische Musik, traditionelle indische Musik mit Video- und Interviewausschnitten von der gemeinsamen Recherchereise nach Indien in einer Bühne von Damian & Delaine Le Bas zu einem Gesamtkunstwerk fügen“, sagte Markus Rindt. Der Intendant der Dresdner Sinfoniker war gemeinsam mit dem deutsch-türkischen Gitarristen und Komponisten Marc Sinan und anderen Akteuren des Projektes auf Spurensuche nach Rajasthan gereist. Dort sollen die mythischen Ursprünge der Roma liegen. Die Ergebnisse des Trips haben sie in einer Collage zusammengefasst.

Die Dresdner Sinfoniker rekrutieren sich aus Musikern führender Orchester Europas und sind der zeitgenössischen Musik verpflichtet. Regelmäßig kommen sie zu Projekten zusammen und widmen sich dabei auch „fremden Klängen“. 2012 hatten sie auf einer Tour durch das Westjordanland die „Symphony for Palestine“ gespielt. Am 21. Dezember 2012 begrüßten sie bei einem „Konzert zum Ende der Zeit“ das neue Zeitalter nach dem Maya-Kalender und waren dabei per Internet mit Musikern in Mexiko verbunden. Zuletzt streckten sie ihre Fühler nach Mittelasien aus und widmeten sich unter anderem dem Völkermord an den Armeniern.

Mit dem Projekt „Aghet“ gerieten die Musiker dabei in die Mühlen der Politik. Nach dem Zerwürfnis mit der Türkei wegen der Völkermord- Resolution des Bundestags sagte das Auswärtige Amt im Oktober 2016 eine Aufführung des Programmes in der deutschen Vertretung in Istanbul ab. Die Türkei wehrt sich vehement gegen die Einstufung der Massaker als Völkermord und lief schon lange vorher Sturm gegen das Konzertprojekt „Aghet“, das von der EU und vom Auswärtigen Amt finanziell gefördert wurde. Auch für das Rajasthan-Programm fließen öffentliche Mittel. Die Kulturstiftung des Bundes ist mit 178 000 Euro Hauptförderer des Projektes.


Rajasthan: DNN

Dresdner Neueste Nachrichten

Uraufführung der Dresdner Sinfoniker im Festspielhaus Hellerau

2. April 2017

Die Dresdner Sinfoniker und Marc Sinan haben sich musikalisch auf die Suche begeben: „Nach Rajasthan“! Im gleichnamigen indischen Bundesstaat (auch als „Land der Könige“ bezeichnet) werden die Wurzeln der Roma und ihrer Kultur vermutet.

 

Text


Tear Down This Wall: NMZ

Neue Musikzeitung

Die Mauer muss weg! / „Tear down this wall!“ – Ein spektakuläres Projekt der Dresdner Sinfoniker

6. April 2017

„Mister Gorbatschow, tear down this wall!“ – wer kennt sie nicht, diese Worte von Ronald Reagan, mit denen der einstige US-Präsident 1987 gegen die Berliner Mauer wetterte? Dreißig Jahre später bekommt dieser Satz eine ganz neue Bedeutung, da Amtsnachfolger Donald Trump eine gigantische Mauer zwischen den USA und Mexiko errichten lassen will.

Dieselben Worte des mittelmäßigen Schauspielers stehen nun über einem spektakulären Projekt der Dresdner Sinfoniker: „Tear down this wall!“ Gemeint sind damit die Pläne des fragwürdigen Immobilienspekulanten, auf etwa 3.200 Kilometer Länge einen unüberwindlichen Grenzwall vom der Atlantik- bis zur Pazifikküste zu bauen. Und sich das auch noch von Mexiko bezahlen lassen will …

Die Dresdner Sinfoniker positionieren sich nun gegen diese „Einmauerung der Welt“: Am 3. Juni wollen sie mit einem Aufsehen erregenden Konzert in Mexiko gegen Trumps Vorhaben protestieren. Kann Musik die Macken der Macht aufhalten?

Dieses freie Ensemble sieht seine künstlerische Arbeit schon immer auch als Engagement gegen bestehendes Unrecht. Ob in Palästina oder Jordanien, ob beim „Aghet“-Projekt gegen den türkischen Völkermord an den Armeniern von 1915 oder ob erst jüngst mit „I EXIST – nach Rajasthan“, als es um die Wurzeln der Roma-Musik ging – die Musiker um Komponist Marc Sinan und Intendant Markus Rindt wollen ein Bewusstsein schaffen für die Gewalt, die Menschen Menschen nach wie vor antun. Mit all diesen Aktionen soll allerdings weniger anprangert denn versöhnt werden. Das ist das verbindende Ziel.

Dank einer Einladung zu Konzerten in Mexiko lag nichts näher, als dabei auch „die geplante Mauer von Donald Trump“ zum Thema zu machen, erklärt Markus Rindt dieses Projekt. „Wir als Ostdeutsche haben natürlich eine spezielle Sicht auf solche Dinge, aber es geht uns nicht allein um diesen neun Meter hohen und angeblich unüberwindbaren Wall, der die USA vom Atlantik bis zum Pazifik dichtmachen soll, sondern um die Einmauerung der Welt.“ Ein Vierteljahrhundert nach dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs zwischen Ost und West sei diese Tendenz an vielen Orten auch in Europa zu bemerken.

In den pazifischen Grenzorten Tijuana und, die schon jetzt von einer bis ins Meer reichenden Mauer getrennt sind, sollen am Aktionstag 3. Juni mexikanische und US-amerikanische Musiker gemeinsam mit den Sinfonikern auftreten und auf beiden Seiten gleichzeitig Konzerte geben. Markus Rindt: „Unser Ziel ist es, ganz viele Menschen entlang dieser 3.200 Kilometer langen Grenze zu inspirieren, sich diesem Projekt anzuschließen und eigene Aktionen zu machen. Jeder soll seine Stimme erheben gegen diesen schlimmen Plan.“ Die Aktivisten aus Dresden erhoffen sich für diesen Tag auch von der Bevölkerung im Grenzgebiet ganz eigene, persönliche Formen des Protestes – mit Gedichten, Liedern oder anderen Performances; wichtig sei, dass am 3. Juni ein unüberseh- und vor allem unüberhörbares Zeichen gesetzt werde.

Dafür starten die Sinfoniker just am 6. April eine weltweite Kickstarter-Kampagne, über die all diese Vorhaben finanziert werden sollen. Die Musiker erhoffen sich allerdings, dass nicht nur das Geld zusammenkommt (von circa 15.000 Euro ist die Rede), sondern dass damit die Aufmerksamkeit so vieler Menschen wie möglich geweckt werden kann. Markus Rindt und seine Mitstreiter würden es befürworten, wenn sogar eine Bewegung daraus wird. Sie haben alles Nötige dafür auf ihrer Homepage sowie per Twitter und Facebook vorbereitet. Die Spendenaktion ist übrigens mit Gegengaben verbunden, die assoziative Namen wie „Brecheisen“, „Abrissbirne“ oder „Bulldozer“ tragen.

Wie akut solch ein Konzertprojekt ist, bei dem auch mit Kinderchören auf beiden Seiten der Grenze gearbeitet werden soll, zeigt der sogenannte Freundschaftspark an der Grenzbefestigung zwischen Tijuana und San Diego. Bei diesem Namen – original „Friendship Park“, gegründet 1971 von Präsidentengattin Pat Nixon – sollte anzunehmen sein, dass Menschen sich wirklich begegnen. Ursprünglich habe es dort lediglich einen Stacheldrahtzaun gegeben, inzwischen wurden stählerne Gitter errichtet, die selbst für eine Handberührung undurchdringlich sind. Lediglich mit den Fingerkuppen können sich Mitglieder getrennter Familien betasten. Jeweils samstags sei „Besuchszeit“, eine besondere Form von politischer „Großzügigkeit“ der Vereinigten Staaten.

Dass nun ein Orchester aus Deutschland an solch einem Ort auftritt – die Mitglieder der Dresdner Sinfoniker sind überwiegend mit dem Hintergrund der deutsch-deutschen Teilung aufgewachsen –, ist ein absolutes Novum. Gemeinsam mit mexikanischen und US-Musikern soll gegen diese unmenschliche Barriere protestiert werden. Markus Rindt wünscht sich gar ein Event, das an sämtlichen Grenzorten vom Pazifik bis hin zum Atlantik reichen könnte. Dieser Protest richte sich aber ebenso gegen die Grenzen, die Ungarn errichtet hat, die zwischen der Türkei und Syrien, in Marokko und anderswo stehen: „All das verurteilen wir absolut!“

Die Dresdner Sinfoniker, deren musikalische Projekte seit Jahren mit gesellschaftspolitischen Ambitionen verbunden sind, stehen mit ihrem Vorhaben in besten Traditionen eines Roger Waters („The Wall“) sowie eines Mstislaw Rostropowitsch, der 1989 an der Berliner Mauer musiziert hat. Sie wollen darauf aufmerksam machen, wie sehr insbesondere jene Menschen leiden, die vor Krieg und Elend fliehen mussten. „Sie sind aber schon nicht mehr so präsent in den Medien, dass es die breite Masse erreicht“, konstatiert Markus Rindt. „Allwöchentlich ertrinken zahllose Menschen im Mittelmeer – die Dunkelziffer ist unbekannt –, aber Europa schottet sich immer mehr ab, hat Angst vor dem Anderen.“ Angesichts dieser Tatsachen sei es an der Zeit, diesen Satz wieder in die Welt zu rufen: „Tear down this wall!“ Musik kennt keine Grenzen.