[aghet] [ağıt]
„ …ich bin die wunde Stelle
zwischen Orient und Abendland… “
[aghet] [ağıt]
Anlässlich des hundertsten Jahrestages des Völkermordes an den Armeniern initiierten die Dresdner Sinfoniker gemeinsam mit dem Gitarristen Marc Sinan das Konzertprojekt aghet – ağıt, das mit großem Erfolg im November 2015 im Berliner RADIALSYSTEM V uraufgeführt wurde. Gewidmet ist aghet – ağıt Marc Sinans Großmutter Vahide, einer Überlebenden des Genozids.
Am 30. April 2016 war die Produktion im Festspielhaus Hellerau zu erleben, im November 2016 wurde aghet – ağıt in Kooperation mit dem No Borders Orchestra in Belgrad aufgeführt und tourte dann weiter nach Jerewan in Armenien.
Unter dem Doppel-Titel aghet – ağıt machten die Dresdner Sinfoniker und Sinan den Völkermord an den Armeniern zum Ausgangspunkt und Gegenstand eines Musikprojekts und erregten damit große internationale Aufmerksamkeit, unter anderem als der türkische Botschafter bei der EU die EU Kommission aufforderte, das Projekt zu stoppen. Im Türkischen steht ağıt für das Klagelied. Aghet – Katastrophe – ist einer der Ausdrücke, die von den Armeniern für jenes Verhängnis verwendet werden, das 1915 über sie hereinbrach. Führende armenische Intellektuelle des Osmanischen Reiches wurden in Istanbul verhaftet – eine Entwicklung, die in Deportationen der Armenier ganz Anatoliens endete, in Massenmord und Todesmärschen in die syrische Wüste: bis zu 1,5 Millionen Menschen fanden den Tod. Als wichtigster Verbündeter des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg war auch das deutsche Kaiserreich in die Verbrechen verstrickt. Deutsche Offiziere nahmen aktiv am Geschehen teil.
Die Dresdner Sinfoniker setzten mit ihren Konzerten ein Zeichen der Versöhnung und waren besetzt mit Musikern aus der Türkei, Armenien, Deutschland sowie Mitgliedern des No Borders Orchestras, das mit Musikern aus den ehemaligen jugoslawischen Staaten ebenfalls ein Versöhnungsprojekt ist. Zwei Auftragswerke von Zeynep Gedizlioğlu (Türkei) und Helmut Oehring (Deutschland) und das Bratschen-Duduk-Doppelkonzert Surgite Gloriae des armenischen Komponisten Vache Sharafyan bildeten das Herz dieses außergewöhnlichen Erinnerungsprojektes. Die Fotoausstellung Das nackte Leben der Fotojournalisten Christoph Püschner und Frank Schultze zum hochaktuellen Thema Flucht und Vertreibung und das Vermittlungsprojekt „Die 40 Tage des Musa Dagh“ begleiteten die Aufführungen.
In Kooperation mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden, Radialsystem V Berlin, Dresdner Kammerchor und AuditivVokal, No Borders Orchestra, National Chamber Orchestra of Armenia und YMUSIC. Gefördert durch Creative Europe, Hauptstadtkulturfonds, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Landeshauptstadt Dresden – Amt für Kultur und Denkmalschutz, Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank und Fonds Soziokultur
Termine
27. November 2015 | 20 Uhr | Berlin
Radialsystem V
aghet – ağıt – Konzert
28. November 2015 | 20 Uhr | Berlin
Radialsystem V
aghet – ağıt – Konzert
29. April 2016 | 19 Uhr | Dresden
Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste
Vermittlungsprojekt „Die 40 Tage des Musa Dagh“
Theater Aufführung
30. April 2016 | 20 Uhr | Dresden
Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste
aghet – ağıt – Konzert
5. November 2016 | 20 Uhr | Belgrad
Yugoslav Drama Theatre
aghet – ağıt – Konzert
10. November 2016 | 19 Uhr | Jerewan
Aram Khachaturian Concert Hall
aghet – ağıt – Konzert
13. November 2016 | 20 Uhr | Istanbul
Kaisersaal des Deutschen Generalkonsulates
Veranstaltung wurde vom Auswärtigen Amt abgesagt
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